15.12.2010
ARAG Trend 2010/2011
Mehr Netto vom Brutto?
Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz sollte alle Arbeitnehmer finanziell entlasten und so die krisengeschüttelte Wirtschaft ankurbeln und für den Aufschwung sorgen. „Mehr Netto vom Brutto“ hieß der Schlachtruf der Wahlkämpfer zur Bundestagswahl Ende September 2009. Nach über einem Jahr sieht die Realität ganz anders aus. Nicht nur mit der so genannten Gesundheitsreform greift der Staat seinen Bürgern tiefer denn je in die Lohntüte. Vielleicht kommt die Entlastung ja 2011? Das glauben allerdings nur noch 4,5 Prozent der Westdeutschen und die Befragten aus den neuen Bundesländern sind mit gerade einmal 2,4 Prozent noch skeptischer. Besonders bedauerlich: Gerade diejenigen, die ein paar Euro mehr am nötigsten hätten, zweifeln am nachdrücklichsten an einer Entlastung durch Vater Staat. Kein einziger Befragter mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro mag noch an sinkende Steuer- und Sozialabgaben glauben. Das Vertrauen der Bürger in das Wachstumsbeschleunigungsgesetz ist ganz offensichtlich trotz des vielzitierten Aufschwungs nachhaltig gestört.
Lebenshaltungskosten steigen
Die Lebenshaltungskosten steigen stetig – das ist Fakt. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Lebenshaltungskosten in Deutschland im Oktober 2010 aber gerade einmal 1,3 Prozent höher als im Oktober 2009. Die Teuerungsrate fällt somit wesentlich geringer aus, als von den meisten Bürgern gedacht. Auch gilt die Teuerung nicht für alle Güter. So sanken beispielsweise die Preise für Fernseher im vergangenen Jahr um ganze 18,2 Prozent! Trotzdem meinten 65,1 Prozent aller jetzt Befragten es werde stets alles teurer und auch im kommenden Jahr sei mit einem Preisanstieg zu rechnen. Die Ostdeutschen sind hierbei mit 70,6 Prozent noch deutlich pessimistischer als die Deutschen in den alten Bundesländern. Dass das Jahr 2011 uns stabile Lebenshaltungskosten beschert, glauben dem aktuellen ARAG Trend zufolge 17,3 Prozent der West- und 8,0 Prozent der Ostdeutschen; auf sinkende Preise wagt mit 2,2 Prozent aller Befragten nur eine kleine Minderheit zu hoffen. Große Anschaffungen wie zum Beispiel ein neues Auto oder neue Möbel planen in 2011 daher auch nur 4,9 Prozent der Befragten. Im Krisenjahr 2009 waren es mit 4,5 Prozent nur unwesentlich weniger. Auch hier erweist sich der Plan der Regierung mithilfe des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes und konsumfreudigen Bürgern die Wirtschaft anzukurbeln, offensichtlich als gescheitert. Die Wirtschaft mag nach der Krise einen deutlichen Aufschwung spüren – bei den Bürgern kommt dieser aber bisher nicht an.