07.12.2009
ARAG Trend 2009 / 2010
Die Wirtschaft in Deutschland erholt sich. Allerdings werde die Bevölkerung laut Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kaum etwas davon mitbekommen. Dafür sei der erwartete Zuwachs von 1,6 Prozent im Jahr 2010 und 1,8 Prozent im Folgejahr zu gering. Darüber hinaus sagte die OECD auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bis Mitte 2011 voraus. Kein Wunder also, dass die Deutschen ihre wirtschaftlichen Erwartungen an das Jahr 2010 eher niedrig hängen. Die Finanzkrise hat in der Gemütsverfassung der Deutschen ihre Spuren hinterlassen. Dieses Stimmungsbild lässt sich in der diesjährigen Herbstumfrage der ARAG ablesen. Im dritten Jahr in Folge befragte die ARAG zusammen mit Emnid einen repräsentativen Bevölkerungsdurchschnitt nach ihren Erwartungen und Plänen für das kommende Jahr.
Die internationale Finanzkrise wird auch im Jahr 2010 anhalten. Davon geht mit 57,5 Prozent eine eindeutige Mehrheit der Deutschen aus. Im Vorjahr waren die Werte mit 57,3 Prozent ähnlich. Im Rahmen ihrer allgemeinen Markt- und Gesellschaftsforschung interessierte sich die ARAG aber nicht nur für konjunkturelle Einschätzungen zur Finanzkrise, sondern besonders auch für die ganz persönlichen Erwartungen und Pläne der Deutschen.
Konjunkturerwartungen bessern sich auf niedrigem Niveau
Auffallend ist dabei, dass wieder mehr Deutsche an eine anhaltende Konjunkturbelebung im kommenden Jahr glauben. 12,9 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben dies zu Protokoll. Im Vorjahr auf dem Höhepunkt der Finanzkrise lag dieser Wert bei 11,6 Prozent. Ende 2007 war dieser Wert aber mit 35,2 Prozent fast dreimal so hoch. Noch deutlicher ging die Hoffnung auf eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt in den Keller: Sahen 2007 noch 58,7 Prozent der Befragten optimistisch auf den zukünftigen Arbeitsmarkt, waren es 2008 nur noch 13,5 Prozent. Aber auch hier erholt sich der Wert wenn auch zögerlich auf 15,5 Prozent in der aktuellen Befragung.
Vor der weltweiten Rezession 2007 rechneten noch 30,9 Prozent aller Befragten mit einer Steigerung ihres Einkommens im Folgejahr. Diesen Optimisten machte die aufkommende Krise einen dicken Strich durch die Rechnung; bei der Befragung 2008 glaubten dann auch nur noch 11,6 Prozent der Deutschen an eine Gehaltserhöhung in diesem Jahr. Für das kommende Jahr rechnen mit 13,8 Prozent der aktuell Befragten allerdings wieder etwas mehr Menschen mit einer volleren Lohntüte.
Investitionen nur in kleinere Anschaffungen
Die Deutschen scheinen für das neue Jahr aber an ihrem Investitionsverhalten wenig ändern zu wollen. So planten 9,5 Prozent der Deutschen in Jahr 2008 große Anschaffungen. Im ersten Krisenjahr 2009 hatten nur noch knapp die Hälfte, nämlich 4,5 Prozent der Befragten, den Erwerb eines Autos oder den Kauf neuer Möbel auf der Agenda. Für 2010 ist dieser Umfragewert mit 4,5 Prozent gleich geblieben. Bei kleineren Anschaffungen lassen sich die Bundesbürger aber die Stimmung nicht vermiesen. 25,3 Prozent der Befragten planen hier Investitionen und zeigen sich damit ähnlich konsumfreudig wie 2009. Zum Vergleich: Beim Jahreswechsel 2007/2008 wollten deutlich weniger Deutsche (17,7 Prozent) kleinere Anschaffungen vornehmen.
Zutrauen in die Finanzwelt im Aufwärtstrend
Der ARAG Trend des letzten Jahres hat gezeigt, dass sich die Bankenwelt wenig Hoffnung machen konnte, 2009 aus der Vertrauenskrise herauszukommen. 62,1 Prozent der Befragten glaubten damals, dass das Vertrauen in die Banken eher noch sinken werde. In den Augen der Deutschen scheinen die Finanzdienstleister auf dem Wege der Besserung zu sein: In diesem Jahr glauben noch 52,2 Prozent, dass das Vertrauen in die Banken auch 2010 noch weiter sinken wird. Das Stimmungsbild gegenüber der Assekuranz hat sich ebenfalls erkennbar erholt. Noch 31,9 Prozent der Deutschen sehen die Glaubwürdigkeit von Versicherungsunternehmen in Gefahr. Vor einem Jahr waren es mit 44,6 Prozent noch deutlich mehr. Den Grund für diese positive Entwicklung sieht Dr. Paul-Otto Faßbender, Vorstandsvorsitzender der ARAG, in der stabilen Entwicklung der deutschen Versicherer: „Kunden und Verbraucher erkennen, dass sich die deutschen Versicherer in der Finanzkrise solide behauptet haben. Das gibt ihnen wieder mehr Vertrauen in das Geschäftsmodell unserer Branche. Wichtig ist für uns, dass wir dieses wachsende Vertrauen richtig nutzen. Die Versicherer sind nicht die Finanzberater unserer Kunden. Wir sind ihre Risikomanager.“